Zum ersten Adventswochenende ins Erzgebirge

Die Einladung war schon etwas kurzfristig. Im Oktober erfuhren die Religionsschüler und Konfirmanden des Bezirkes Gotha, dass es am Wochenende des ersten Advents ins Erzgebirge geht. Da diese Treffen mit den Schülern aus dem Auer Bezirk bisher immer viel Freude und schöne Erlebnisse garantierten, konnten es die meisten gar nicht erwarten, dass es endlich losging.

Am Samstagnachmittag war es dann endlich so weit. In einer Sporthalle in Aue trafen die Religionsschüler und Konfirmanden mit ihren Eltern und Betreuern aus nah und fern ein. Der im August neu ordinierte Bezirksevangelist Steffen Schramm aus Aue begann das Zusammensein mit einem Gebet.

Dann ging es auch gleich mit den sportlichen Aktivitäten los. Mike Dietel, der als Bezirksbeauftragter für die Kinder im Kirchenbezirk zuständig ist, brachte alle Anwesenden schon von Beginn an in Schwung, indem er sie "Laola-Wellen" und "Lärmen" üben ließ. Damit wurden gleich noch die etwas "Verspäteten" willkommen geheißen. In einer kurzen Ruhepause gab er danach die Aufteilung der Kinder auf die Gastfamilien bekannt, so dass jeder wusste, bei wem er die kommende Nacht schlafen sollte.

Die ersten drei Stunden vergingen mit Sport und Spiel wie im Flug. Die Halle war einfach perfekt für die vielen Kinder und unterschiedlichen Spiele wie Volleyball, Fußball, Tischtennis, Federball, Mensch-ärgere-dich-nicht im Großformat uvm. So schafften es die "großen" Gothaer auch nur vereinzelt, den bekannten Raachermannelmarkt in Aue kurz zu besuchen. Einige der Kinder hatten am Schluss so rote Gesichter, dass man sie leicht mit den Raachermanneln hätte verwechseln können. Aber die Gastgeber aus Aue hatten auch an "Abkühlung" und "Aufwärmung" gedacht, weil sie liebevoll Essen und Trinken, Obst und Süßigkeiten in allen Varianten im Nebenraum vorbereitet hatten. Viele der Erwachsenen spielten mit oder nutzten die Zeit, sich endlich einmal wieder untereinander austauschen zu können.

Gegen 18.30 Uhr begann der zweite Teil des Abends in der Pension gegenüber mit dem Abendessen. Ein Buffet mit Bratwürsten, Salaten, Broten und Speckfettbemmen, Plätzchen, Stollen und Obst – sogar Glühwein und Kinderpunsch gab es. Die Gäste aus Gotha trugen ihrerseits mit Thüringer Bratwürsten dazu bei. Die Kinder waren mittlerweile schon völlig "aufgetaut" und hatten sich miteinander angefreundet.

Nach dem Essen freuten sich alle auf den "Original erzgebirgischen Hutznohmd". Mike erklärte den Gästen diese alte Tradition: sich mit Nachbarn und Freunden zu treffen und gemeinsam einen schönen Abend zu verbringen.

Zuerst wurden in einer kleinen Probe die Lieder für den Gottesdienst am Sonntag eingeübt und danach gemeinsam Weihnachtslieder gesungen. Den Höhepunkt bildeten die Lieder in erzgebirgischer Mundart, zum Beispiel "Wenn is Raachermannel naabelt" und "Dor Bargma". Es hat sehr viel Spaß gemacht. Als Begleitung haben sich dabei zwei Spieler mit dem Akkordeon abgewechselt. Die Gothaer waren erstaunt, wie viele Kinder aus dem Bezirk Aue noch die Mundart mitsingen können. Aber das ist eben Tradition.

Mit einer Präsentation über das Erzgebirge und die Entwicklung unserer Kirche wurde der Abend interessant beendet. Nun verstehen die Gäste aus Thüringen auch, warum der Kuchen "Stollen" diese Form hat und so heißt und woher die Schwibbögen kommen, die so viele Fenster in der Weihnachtszeit schmücken. Danach fuhren die Kinder mit den Gasteltern nach Hause und die Erwachsenen ließen den Tag mit schönen Gesprächen bei Glühwein und Kerzenschein in der Pension ausklingen.

Am Sonntagmorgen wartete ein reiches Frühstücksbuffet und eine wunderschön weihnachtlich gedeckte Tafel in der Pension auf die Gäste – Danke an Manuela und ihren Mann für ihre Mühe und Fürsorge! So würde man gern in jeden Sonntagmorgen starten.

09.30 Uhr war Gottesdienstbeginn und so kamen alle Großen und Kleinen in der weihnachtlich geschmückten Kirche in Aue-Neudörfel zusammen. Schon vor dem Gottesdienst wurden die Anwesenden mit einem Lied auf dem Klavier und einem Orgelstück von Kindern aus Aue erfreut. Es war kein gewöhnlicher Gottesdienst, eben weil so viele Kinder den größten Teil der Gemeinde bildeten. Bezirksevangelist Schramm leitete den Gottesdienst und wandte sich mit lieben Worten wiederholt ganz besonders an die Kinder.

Gemeinsam gestalteten alle Kinder den Gottesdienst mit Gesang und mit weiteren Instrumentalstücken. Zwei Jungs aus Aue bliesen ein Trompetenstück und zwei Brüder aus Eisenach spielten ein Duett für Horn und Trompete. Anja Lindner aus Eibenstock dirigierte den großen Kinderchor und Heike Schwarz aus Eisenach begleitete die Kinder auf der Orgel und dem Klavier.

Es gab auch Gelegenheit, den Kindern vom Beginn der Freundschaft zwischen den Bezirken Aue und Gotha zu erzählen, an die ersten Treffen zu erinnern und über das dabei Erlebte zu berichten.

Nach dem Gottesdienst war noch für alle ein gemeinsames Essen vorgesehen, und solange das vorbereitet wurde, konnten sich alle schon die Impressionen vom Samstag in Foto oder Video ansehen. Man merkte den Kinder an, wie die Anspannung abfiel und hörte immer wieder leises Kichern und Lachen oder "Oh"- und "Ja"-Rufe – ein Zeichen, dass es allen gefallen hatte. Eines der Kinder aus Aue machte seiner Mutti den Vorschlag, dass die Gästekinder noch nicht nach Hause fahren sollten – die Mutti solle sie doch einfach am Montag früh mit in die Schule fahren.

Für alle war es ein wunderschönes erstes Adventswochenende. Die Gothaer Gäste möchten sich auf diesem Wege ganz herzlich bei allen Geschwistern aus dem Bezirk Aue bedanken, die mitgeholfen haben, dieses Wochenende so zu ermöglichen. Die schon bekannte erzgebirgische Gastfreundschaft wurde wieder übertroffen.

Und ein ganz besonderer Dank geht an Mike für die Organisation und seine "Rund-um-Betreuung".

hms, ghl Bilder: R.U.